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Servus oder Urlaub im Tauerntunnel

Satiren mit Biss

O

b der Autor als Lebenskünstler mehr oder weniger auf Reisen ist, dort oder anderswo frische Fiaskos erlebt und sich pikaresken Psychoanalysen unterwirft, immer schreibt Egyd Gstättner „Satiren mit Biss“ und spießt alles mit spitzer Feder auf, was ihm vor diese kommt.


Als Karawankenkind dem südlichsten Bundesland Österreichs entstammend, erweist sich Gstättner als heutiger Karl Kraus, der den Homo Austriacus in seinen vielfältigen Schattierungen glossiert und – wie sein Vorbild – Sprachkritik betreibt, in der die Philosophie nicht zu kurz kommt.


Er schaut dem Volk aufs Maul, durchleuchtet aber auch den Kultur- und Literaturbetrieb, versucht die verschlungenen Wege österreichischer Beamtenkameralistik zu erforschen und nimmt die Reisewut der Zeitgenossen aufs Korn. In einer klassisch unsportlichen Familie herangewachsen, hält er es wie Winston Churchillö. verschließt aber seine Augen nicht vor den Gladiatorenspielen gleichenden mondialen Sportereignissen, die uns das Fernsehen ins Haus serviert. Er bricht eine Lanze für den Feminismus, wenngleich er gesteht, vor Eifersucht nicht frei zu sein. Als Song-Contest-Theoretiker beweist er Mut zum Noch-Nie-Dagewesenen und gibt zu, als transzendenter Tagelöhner und Verfechter intellektueller Idiotie Lob und Auszeichnungen am liebsten zu verschweigen und zu dementieren.


Der Doyen der österreichischen Literaturkritik Edwin Hartl urteil über Egyd Gstättner: „Nein, er macht keine Witze, er hat Witz, und wenn er ‚Erzählungen‘ schreibt, wird das Patriotisch-Idyllische zur Karikatur.“


(ZSOLNAY HERBST, Seite 15, Datum unbekannt, 1994)

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